EBBS-Treffen Kinder- und Jugendbeteiligung am 28. Februar 2024
Unter dem Motto »Miteinander vernetzen. Voneinander lernen.« fand am 28. Februar 2024 das erste Netzwerktreffen zur Kinder- und Jugendbeteiligung des Erfahrungs- und Beratungsnetzwerks Bürgerbeteiligung Sachsen statt.
Die politische Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen ist ein Menschenrecht – und sie ist Landesrecht. Darüber, wie Kinder- und Jugendbeteiligung erfolgreich umgesetzt werden kann, tauschten sich die Teilnehmenden am Netzwerktreffen des Erfahrungs- und Beratungsnetzwerks Bürgerbeteiligung Sachsen (EBBS) in Meißen aus. Rund 100 Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, aus der Verwaltung und freier Träger, waren der Einladung gefolgt.
Demokratieministerin Katja Meier und Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke begrüßten die Anwesenden im Großen Ratssaal des Rathauses Meißen. Das Treffen versammelte wichtige Akteurinnen und Akteuren der Kinder- und Jugendbeteiligung aus ganz Sachsen – aus großen Städten und kleinen Gemeinden, aus dem zivilgesellschaftlichen Bereich und auch der kommunalen Verwaltung und Politik. Ministerin Katja Meier erinnerte in ihrem Impulsvortrag daran, dass derzeit gerade auch junge Menschen für Demokratie und Rechtsstaat demonstrieren: »Junge Menschen zeigen Gesicht gegen den Extremismus und gegen den Hass, setzen ein Zeichen für Vielfalt, für friedlichen Zusammenhalt, und für die weltoffene Gesellschaft, in der sie gern zuhause sein wollen«, sagte sie. »Dieses Engagement spricht eine deutliche Sprache. Sie zeigen uns deutlich, wie groß ihr politisches Bewusstsein ist, und dass sie sich um unsere Lebensgrundlagen und unsere Demokratie sorgen.« Kinder- und Jugendbeteiligung sei darum ein wichtiger Standortfaktor, betonte sie: »In Zeiten des demographischen Wandels trägt Selbstwirksamkeit dazu bei, dass sich junge Menschen stärker mit ihrer Heimat-Region identifizieren. Wenn die Kommunen also entscheiden, junge Menschen stärker zu beteiligen, dann stärken sie sich damit langfristig auch selbst.«
Den anschließenden Einstieg in das Thema gab ein Podiumsgespräch über die Motivation, Herausforderungen und überraschende Erkenntnisse im Zuge der Umsetzung von Kinder- und Jugendbeteiligung. Hier tauschten sich Anikó Popella, Programmleiterin »mission2038«, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, Anke Lietzmann, Kinder- und Jugendbeauftragte der Landeshauptstadt Dresden, Katrin Nestler, Leiterin Familienamt Stadt Meißen, Markus Hallmann, Bürgermeister der Gemeinde Mittelherwigsdorf und Robert Arnold, Bürgermeister Gemeinde Grünhainichen über ihre Erfahrungen aus.
In vier darauf folgenden Workshops beschäftigten sich die Teilnehmenden mit:
- »Qualitätskriterien für Kinder- und Jugendbeteiligung«
- »Digitalisierung der Kinder- und Jugendbeteiligung«
- »Kinderbeteiligung« und
- mit Möglichkeiten einer jugendgerechten Verwaltung (»Auf dem Weg zur jugendgerechten Verwaltung«).
Hier standen ihnen Referentinnen und Referenten der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung Sachsen, der Evangelischen Hochschule Dresden, des Kinderschutzbundes Sachsens und der Engagementstiftung Sachsen, Vertreterinnen des Projekts »Hey Köln« der Stadt Köln als Gesprächspartnerinnen und –partner zur Verfügung. Ein abschließendes Barcamp gab den Beteiligungsmacherinnen und -machern die Möglichkeit, das Programm zusätzlich mit eigenen Themen zu gestalten, sich zu vernetzen, Unterstützerinnen und Unterstützer zu finden. Vorgestellt wurden hier unter anderem Formen der Kinderbeteiligung, Community Organizing für junge Menschen, die Jugend-App »yoggl« im Rahmen von Kinder- und Jugendbeteiligung oder Selbstvertretungen junger Menschen.
Die Spoken-Word-Künstlerin Jessy James LaFleur, Gründerin der Gruppe »Lost Poetas«, sorgte für ein Innehalten und neue Anregungen.
Seit Inkrafttreten der Förderrichtlinie Bürgerbeteiligung 2022 ist die Kinder- und Jugendbeteiligung ein immer wiederkehrendes Thema. Insbesondere Beiräte, auch von Kindern und Jugendlichen, sind ein beliebtes Instrument der Beteiligung vor Ort und so immer wieder Teil von beantragten und geförderten Projekten der Förderrichtlinie Bürgerbeteiligung (https://lsnq.de/foerderung). Mehr als 20 von insgesamt 50 bewilligten Projekten widmen sich den Anliegen von Kindern und Jugendlichen. An dieses Interesse und den großen Bedarfen in Kommunen, Landkreisen und bei zivilgesellschaftlichen Trägern knüpft das Netzwerktreffen an.
Programm
Moderation: John-Dewey-Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie, TU Dresden
TEIL 1 - Begrüßung und Einführung
09:00 – 09:30 Uhr Ankommen bei Kaffee und Frühstück
09:30 – 10:00 Uhr Begrüßung und Einstieg durch Frau Staatsministerin Katja Meier
10:10 – 11:00 Uhr Podiumsgespräch: Aus der Praxis
TEIL 2 - Workshops
11:00 – 12:30 Uhr Workshops
12:30 – 13:30 Uhr Gemeinsames Mittagessen
TEIL 3 - »Barcamp«
13:30 – 13:45 Uhr Inspirierender Einstieg in den Nachmittag
13:45 – 15:30 Uhr Barcamp
TEIL 4 – Zusammenfassung und Ausblick
15:30 – 16:00 Uhr Wie geht es weiter mit der Kinder- und Jugendbeteiligung in Sachsen
Workshops
Das Interesse an der Umsetzung von Kinder- und Jugendbeteiligungsvorhaben steigt – auch dank der Verankerung als Soll-Bestimmung in der Sächsischen Gemeinde- und Landkreisordnung. Aber auch wenn sich alle in ihrem Wunsch nach Beteiligung junger Menschen einig sind, reicht guter Wille nicht aus. Deshalb gingen wir in diesem Workshop der Frage nach, was es für gelingende Kinder- und Jugendbeteiligung braucht. Dabei wurden auch die Gemeinsamkeiten mit und die Unterschiede zu der Beteiligung Erwachsener in den Blick genommen.
Referentin: Anikó Popella & Josephine Paul (DKJS)
Die Beteiligung von jungen Menschen muss zeitgemäß sein und sich an deren Lebenswelten orientieren. Digitale Kinder- und Jugendbeteiligung bietet dies auf vielfältige Art und Weise: innovative Technologien, interaktive Plattformen und flexible Teilhabe unabhängig von Ort und Zeit ermöglichen es Kindern und Jugendlichen, ihre Ideen einzubringen und Zukunft aktiv mitzugestalten. Doch wie kann dies zielgruppengerecht und als sinnvolle Ergänzung zu face-to-face Angeboten gelingen?
In diesem Workshop wurden Erfahrungen, Know-How, Methoden und Werkzeuge der digitalen Beteiligung vorgestellt, um neue Wege der Partizipation für junge Menschen aufzuzeigen und Ihnen Wege für einen nachhaltigen Einfluss auf die Gesellschaft von morgen zu öffnen.
Referentin: Tanja Brock (EHS Dresden), Leonie Firmenich & Jennifer Stehr (Hey Köln)
Beteiligung von Kindern wird oft noch skeptischer betrachtet als Jugendbeteiligung. Noch häufiger fallen in diesem Zusammenhang Begriffe wie Überforderung oder der Sinn der Beteiligung dieser Zielgruppe wird hinterfragt. Dabei werden dort, wo Kinderbeteiligung gewagt wird, gute Erfahrungen gemacht. Darüber hinaus sind auch Kinder gemeint in den Regelungen, die als gesetzliche Grundlagen für Kinder- und Jugendliche herangezogen werden. Also was ist es, das Kinderbeteiligung besonders macht? Wo liegen die Chancen? Was sind sinnvolle Einsatzbereiche? Warum sollten wir vor Kinderbeteiligung keine Scheu haben?
Referent/-innen: Peggy Eckert (DKJS Sachsen), Olaf Boye (Kinderschutzbund Sachsen)
Eine Kommune will sich auf den Weg machen und Kinder- und Jugendliche mehr in das politische Geschehen einbinden. Dazu muss nicht gleich ein Jugendparlament oder überhaupt ein Gremium eingeführt werden. Es gibt auch andere Wege, die Verwaltung jugendgerecht(er) zu gestalten. In diesem Workshop haben wir uns gemeinsam einige Ansätze und Wege, die schon gewählt wurden, angeschaut und gemeinsam mit Fachkräften diskutiert, wo man anfangen kann, was sich vielleicht schon in der einen oder anderen Kommune bewährt hat und was Wege zu weiteren Beteiligungsmöglichkeiten öffnen könnte.
Referenten: Norbert Hanisch (KJRS, Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung), Georg Spindler (Engagementstiftung Sachsen, Projekt JUGENDZEIT)