Jugend-, Kultur- und Umweltzentrum e.V.
MITreden in Oschatz
Das Projekt stärkte die Demokratie vor Ort durch Dialog- und Beteiligungsformate. In Bürgerforen und moderierten Diskussionen konnten Bürgerinnen und Bürger thematisch mit Kommunalpolitik in Kontakt und Austausch treten und ihre Ideen einbringen. Die Oschatzer Stadtratswahl wurde durch Videos mit den Kandidierenden begleitet, so wurde allen Kandidierenden die Möglichkeit gegeben, sich den Fragen der Bevölkerung zu stellen. Im Vorfeld der Landtagswahl 2024 und Bundestagswahl 2025 fanden öffentliche Wahlforen mit allen regionalen Kandidierenden statt. Diese Foren wurden auch live übertragen. In einer Jugendwerkstatt entwickelten Jugendliche eigene Ideen zur Stadtgestaltung und setzten diese mit Unterstützung um. Ziel war es, Beteiligung niedrigschwellig und praxisnah zu fördern.
Das Projekt entspricht der Beteiligungsstufe »Konsultieren«.
Das Projekt im Überblick
Wer | Jugend-, Kultur- und Umweltzentrum e.V. |
Was | MITreden in Oschatz |
Wo | Oschatz |
Wann | Januar 2023 bis Juni 2025 |
Für wen | alle Einwohnerinnen und Einwohner, insbesondere Kinder (bis 13 Jahre), Jugendliche (bis 17 Jahre) und Junge Erwachsene (bis 27 Jahre) |
Wie | Bürgerwerkstätten / Beteiligungsworkshops, Dialogveranstaltungen, Zukunftswerkstätten |
Fördersäule | Zivilgesellschaftliches Einzelvorhaben |
Fördersumme | 44.271,99 Euro (bewilligt) |
Kontakt und Links
- Jugend-, Kultur- und Umweltzentrum e.V. Informationen zum Träger
Projektziel
Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Oschatz sollten in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Sie sollten kommunale Entscheidungen verstehen, lernen sich vor Ort aktiv für ihre Belange einzusetzen und an demokratischen Aushandlungen mitzuwirken.
Meilensteine
1 | Vor Kommunalwahlen Kandidatinnen und Kandidaten vorstellen: Selbst im ländlichen Raum kennen zahlreiche Menschen nur noch wenige Kandierende auf dem Wahlzettel. Im Vorfeld der Kommunalwahl 2024 sollten daher alle Kandidierenden vorgestellt werden. Videos haben sich als geeignetes Format erwiesen, hierfür wurde eine Arbeitsgruppe medial interessierter Bürgerinnen und Bürger gegründet, die die Videos produzierte. Die Bürgerinnen und Bürger wurden im Voraus aufgefordert, ihre Fragen an die Kandidierenden zu stellen, so konnten die Wähler überprüfen, welche Bewerberin oder welcher Bewerber der eigenen Position am nächsten steht. |
2 | Austausch verschiedener Standpunkte durch Dialog fördern: In Dialogformaten haben die Bürgerinnen und Bürger aktuelle politische Herausforderungen und polarisierende Themen besprochen, damit sie trotz der kontroversen Ansichten miteinander im Gespräch bleiben. Durch die moderierten Veranstaltungen kam es zu einem Austausch verschiedener Standpunkte. Expertinnen und Experten sowie Politikerinnen und Politiker erklärten Wege der Entscheidungsfindung. Gerade in der aktuellen volatilen Weltlage erschien es dringend geboten, in einem ersten Schritt das gegenseitige Zuhören ohne Vorurteile zu fördern. Zu diesem Zweck fanden zweimal im Jahr moderierte Dialogformate statt. |
3 | Politik näher bringen: Insbesondere Kommunalpolitik ist prädestiniert, um für die Bürgerinnen und Bürger sicht- und ansprechbar zu sein. Bei offenen Veranstaltungen in der Stadt und in den Quartieren sollten organisierte Diskussionsformate im Zusammenhang mit politischen Entscheidungen stattfinden. So sollten Meinungsbilder der Oschatzerinnen und Oschatzer berücksichtigt werden. Wichtig dabei war ein niedrigschwelliger Kontakt zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Kommunalpolitikerinnen und -politikern – bildlich gesprochen der ungezwungene Kontakt bei Bier und Bratwurst. So sollten die Themen vom Rathaus in die Familien und von den Familien ins Rathaus gebracht werden. |
4 | Jugendbeteiligung initiieren: Mit einer Jugendwerkstatt sollte das kreative Potenzial jugendlicher Ideen für die nachhaltige Entwicklung der Stadt gehoben werden. Im Rahmen von Zukunftswerkstätten wurden die Gestaltungs- und Beteiligungsideen der Jugendlichen gesammelt. In moderierten Workshops sollten Jugendliche ihr Lebensumfeld analysieren, Ziele und Wünsche zur Veränderung festlegen und Wünsche auf deren Realisierbarkeit überprüfen. Die Ergebnisse und Wünsche wurden in das Angebotsportfolio vor Ort eingebunden. Ein dauerhafter Jugendbeteiligungsprozess wurde angestoßen. |
Erfahrungswerte des Trägers
Besondere Erfolge
Die Videos zur Kommunalwahl 2024 wurden über 7.500 Mal gesehen und erhielten viel Zuspruch von Bürgerinnen und Bürgern sowie Dank für die Hilfe bei der Entscheidungsfindung. Die Foren zur Landtagswahl 2024 und zur Bundestagswahl 2025 sahen in Präsenz je 150 Menschen, zusätzlich waren 180 bzw. 250 Menschen online im Stream. Die Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich sehr rege mit Fragen an Kandidierende zur Kommunalwahl.
Herausforderungen und Learnings
Die Kinder- und Jugendbeteiligungskonferenzen waren zwar gefragt, beschränkten sich jedoch im Handlungsspielraum auf die eigenen Interessen. So ist der Träger thematisch mit den Jugendlichen bei vereinsinternen Angeboten gelandet und sie bearbeiten diese nun gemeinsam. Bevor man sich mit städtischen jugendrelevanten Themen beschäftigen kann, wird es eine Weile Übungszeit in praktischer Jugendbeteiligung im kleineren Rahmen brauchen. Dennoch zeigte sich: Kinder und Jugendliche haben viel Spaß an Beteiligung und bringen sich gern auch dauerhaft ein.
Außerdem resümierte der Träger: »Es ist im ländlichen Raum leider sehr unattraktiv eine Stelle zur Bürgerbeteiligungsförderung zu besetzen, wenn sie sich dem Thema Kommunalpolitik widmet. Es ist uns trotz langer intensiver Suche mit einer TVÖD-angelehnten Vollzeitstelle nicht gelungen, die Stelle zu besetzen. Die Menschen haben vor allem persönliche Ängste im Umgang mit rechtsextremen Kräften vor Ort.« (Jugend-, Kultur- und Umweltzentrum e.V.)
Wir haben gelernt, dass wir aktiver auch auf Menschen zugehen müssen, die eine stark abweichende Meinung haben und teilweise demokratiefeindliche Tendenzen vertreten. Wir müssen weiter im Dialog bleiben und im Alltag Diskussionen ermöglichen.
Jugend-, Kultur- und Umweltzentrum e.V.
Projektergebnisse
1 | Die Kandierenden der Kommunalwahl 2024 hatten die Möglichkeit, sich den Fragen der Oschatzerinnen und Oschatzer zu stellen und in kleinen Vorstellungsvideos ihre Wählerinnen und Wähler von den eigenen Positionen zu überzeugen. Von gut 50 Kandidierenden nahmen 30 das Angebot wahr. Es wurden weit mehr als 100 Fragen der Bürgerinnen und Bürger gestellt. Die Videos wurden über 7.250 Mal auf dem YouTube-Kanal »Oschatz Aktuell« aufgerufen. |
2 | Bis auf eine Person nahmen alle Kandierenden am Forum zur Landtagswahl 2024 teil, bei dem die Fragen der Bevölkerung im Vordergrund standen. Am Forum nahmen 150 Menschen teil. Das Forum wurde live gestreamt mit 180 Zuschauenden. Ein weiteres Forum fand 2025 im Rahmen der Bundestagswahl statt. In Präsenz nahmen 150 Menschen, im Stream 250 Menschen teil. |
3 | Die geplanten Dialogveranstaltungen und Zukunftswerkstätten konnten aus personellen nicht umgesetzt werden. |
4 | Eine erste Jugendwerkstatt fand mit 50 Kindern und Jugendlichen statt. In Kooperation mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) setzten sich die Teilnehmenden mit den Jugendangeboten vor Ort auseinander. Sie bewerteten die vorhandenen Angebote entsprechend ihrer aktuellen Bedürfnisse und entwickelten mit den anderen Teilnehmenden gemeinsam Ideen. |
5 | Eine erste Kinder- und Jugendkonferenz fand im November 2024 in Kooperation mit der DKJS statt. Aufgrund der großen Resonanz folgte im März 2025 eine zweite Konferenz mit rund 100 Teilnehmenden (8 - 20 Jahre) und anschließendem Workshop-Programm (z. B. Selbstverteidigung, Schreibwerkstatt, Projektplanung), welches sich die Jugendlichen zuvor gewünscht hatten. |
Verwendung der Ergebnisse
Die Ergebnisse finden sich auf den YouTube-Kanälen »Oschatz Aktuell« und »E-Werk Ochatz«, die Ergebnisse der Bürgerkonferenzen wurden verschriftlicht und dienen kommunal der weiteren Verwendung. Die Ergebnisse der Jugendkonferenzen wurden dokumentiert und entsprechend ins Konzept eingearbeitet. Diese Konferenzen werden weiter stattfinden und die Ergebnisse werden gemeinsam mit der Zielgruppe umgesetzt.